Dienstag, 10. Oktober 2017

Menschen, die es gut mit einem meinen: Drängler

Natürlich soll es uns möglichst bald wieder gut gehen, so dass wir frisch in die Zukunft schauen können. Das heißt aber nicht, dass wir nicht mehr an das ehemals Liebste denken, auch wenn man sich der Dinge, die ihm gehörten, größtenteils entledigt hat.
"Aus den Augen, aus dem Sinn!", gilt hier nicht.

Das braucht Zeit und keine Ungeduld.

Lasst uns das, was wir brauchen. Beobachtet und helft nur, wenn wir Trauernden darum bitten, denn wir sind dazu in der Lage. Dränge(l)n hat keinen Sinn. Man erreicht damit eher das Gegenteil. Wir fühlen uns eingeengt und beschnitten. Wir möchten uns nichts wegnehmen lassen, wenn uns das Leben schon so übel mitgespielt hat.

Lasst uns Zeit!

Samstag, 30. September 2017

Natur und Musik

Habt ihr auch schon gemerkt, dass beides sehr tröstlich sein kann?

Passt aber auf, dass ihr nicht auf den Erinnerungen so herumreitet und nur noch in Tränen badet...

Geht nicht nur die Wege, die ihr mit Eurem Liebsten/ Eurer Liebsten gegangen seid, schlagt neue ein... (im wahrsten Sinne des Wortes)!
Frische Luft kann beleben, neue Ansichten und Entdeckungen sind Teil Eures neuen Daseins und neue Perspektiven.

Hört nicht nur die Musik, die Euer Liebstes geliebt habt, denn das kann sehr schmerzhaft sein! Hört euch nach etwas für Euch Neuem um! Ich bin sicher, es gibt auch etwas Neues für Eure Ohren. Vielleicht ist es so neu, dass es ihm/ihr gar nicht bekannt war. Bestens! Diese Musik gehört ganz allein Euch!

Trotzdem kommt sicher irgendwann der Gedanke: Wie gut hätte dies auch ihr/ihm gefallen... Lasst ruhig die Tränen fließen! Das ist gut so.



Samstag, 26. August 2017

Menschen, die es gut mit einem meinen: Verdränger

Es gibt sicher auch in eurem Umfeld Menschen, die sich in eurer harten Zeit nicht melden, obwohl sie sonst immer wieder da waren, euch besuchten oder anriefen. Aber plötzlich sind sie stumm.

Dann ist es an euch und eigentlich auch an jenen Verdrängern zu überlegen, ob ihr diese Mauer, die mit dem Verdrängen und eben "Nichtmelden" aufgebaut wurde, niederreißen wollt oder nicht.
Schafft es Freundschaft, das "Nicht-Dasein" zu überstehen?

Es gibt auch andere Arten von Verdrängen: Innerhalb eines Gesprächs versucht euer Freund nicht über das Hierbleiben zu reden. Das kann bishin zum Gespräch über das Wetter ausarten, weil mehr einfach nicht außerhalb des Thema Tod geht. Dabei kann sich niemand wohl fühlen.

Auch hier seid ihr Hiergebliebenen oder die "Wetterfrösche" gefordert den Teich zu umwandern...

Doch, das geht!

Wagt eine Frage, wie "Wie geht's dir heute?" Ich bin sicher, dass man damit schon das Eis brechen kann, wenn der Hiergebliebene selbst nicht zu macht.

Seid mutig und fragt weiter, auch wenn das Gegenüber in Tränen ausbricht. Wir kennen das. Tränen können das Eis brechen, und letztendlich erleichtern sie. Warum nicht auch den Fragenden, denn jetzt seid ihr wieder ganz nah beieinander.


Freitag, 25. August 2017

Arzt, Therapie, Kur

Die Hilfe von außerhalb des Cocons mit Familie und Freunden ist umfangreich, und viele sträuben sich sie einzufordern, weil man ja keinem zur Last fallen oder Kosten verursachen möchte...

Trotzdem... es geht um euch, und wenn ihr das Gefühl habt, ihr schafft es nicht allein oder mit euren Lieben um euch herum, dann versucht es doch einmal mit einer Trauergruppe. Dort treffen sich Menschen mit ähnlichem Schicksal. Man verpflichtet sich (meistens) zu nichts und lernt dort Leute kennen, die eure Schwierigkeiten, wie immer sie auch geartet sein mögen, nachempfinden können oder sie gar selbst an sich selbst festgestellt haben.
In jeder Stadt gibt es welche, als Selbsthilfegruppe oder von einem Therapeuten begleitet.

Hier im Netz lohnt sich ebenfalls ein Blick auf die Plattform www.verwitwet.de 

Auch der Besuch beim Hausarzt des Vertrauens kann gute Infos bringen. Er ist die erste Adresse, wenn es um den Wunsch einer Therapie oder einer Kur geht. Grade die Anträge sind nicht so einfach auszufüllen, und außerdem ist auch ein Bericht vom Arzt nötig.
Lasst euch nicht entmutigen, wenn der erste Antrag abgelehnt wird. Das ist schon fast Prinzip. Ab zum Arzt und weiter geht's!



Mittwoch, 23. August 2017

Selbst werden

Grade bei langjährigen Partnerschaften fällt es dem Hiergebliebenen schwer, sich selbst aus eben jener "herauszuschälen".

Ohne diese Eigenständigkeit, die man erst einmal als solche erkennen und entdecken (sich selbst und seine ureigensten Wünsche und Bedürfnisse) muss, kommt man aus der Trauer nicht heraus. Findet heraus, was ihr mögt und was nicht. Vielleicht findet ihr heraus, dass es ganz andere Dinge sind, die ihr lange nicht gemacht habt, die euch aber Freude bringen. Macht genau das!

Schreibt euch eine Liste mit Aktivitäten, die euch Freude bringen, ganz allein euch. Es geht hier nicht um die Wünsche eures verstorbenen Partners oder jene eurer Freunde, die evtl. mitkommen könnten... ja, es ist eine Art Freischwimmen, die ihr da bewältigt.

Wenn ihr euch das jetzt vielleicht noch nicht vorstellen könnt, dann wartet ab, einen Monat, ein halbes Jahr, ein ganzes... kommt Zeit, kommt Freude wieder in euer Leben...

Montag, 21. August 2017

Euer Dankeschön...

... dafür gibt es keinen Anfang und kein Ende.

Natürlich seid ihr dankbar für alles, was andere für euch tun und getan haben, aber ihr Lieben und Freunde, rechnet nicht damit, dass es immer auf dem Fuße folgt, denn wir Freunde sind oft gar nicht in der Lage an passende soziale Umgangsformen zu denken, wie das in einer zerbröselnden Welt passieren kann.

Erst zerbricht alles, und dann versuchen wir, eben eine neue aufzubauen. Wie bei Kindern fallen die Bauklötze nicht nur einmal wieder um, obwohl wir doch erwachsene Menschen und wissen sollten, wie es geht, aber so einfach ist das nicht. Habt Geduld, auch wenn wir euch manchmal nicht sehen wollen. Nehmt das nicht persönlich! Vielleicht möchten wir einfach nur eine Weile allein sein und ganz für uns nachdenken, gar nicht mal allein weinen, sondern etwas ganz allein für uns planen, denn das ist es, was für die Zukunft lernen müssen: für uns denken und entscheiden.

Wir sind euch trotzdem für euer Dasein sehr dankbar!

Samstag, 19. August 2017

Arten der Trauer: Träume

Wie soll unser Hirn von jetzt auf gleich begreifen, dass unser Liebstes nicht mehr da ist, wenn wir mit unserer Rationalität es kaum begreifen?

Wundert euch also nicht über Träume, in denen sie bzw. er noch lebt. Da fängt der Tag im schlimmsten Fall gleich mit Tränen an, oder man versucht diese weitere Episode denen hinzuzufügen, die es in Zukunft nicht mehr gibt. Vielleicht war der Traum ja schön...

Natürlich kann es auch sein, dass ihr Ähnliches noch einmal durchmacht. Es ist, als ob sich alles in etwas anderer Form noch einmal wiederholt. Ja, da sind das Aufwachen und die Aktivität des Tages tatsächlich sehr erstrebenswert, nicht wahr?

Unter Unterbewusstsein muss der Realität erst einmal hinterherkommen...


Donnerstag, 17. August 2017

Menschen, die es gut meinen: Kümmerer

Vielleicht ging es bei euch Knall auf Fall, und ihr wart plötzlich allein - da könnte euch die folgende "Spezies" wirklich helfen - zumindest eine Zeit lang...

der Kümmerer.

Es ist schön, wenn da immer jemand ist, dem man das Herz ausschütten kann oder der für einen einkaufen geht oder, oder, oder, doch eine gewisse Abhängigkeit kann darüber entstehen
Nein, schickt eure lieben Helfer und Schultern nicht weg, aber habt immer im Kopf, dass auch das Leben allein wieder gelernt werden kann und sollte. Wenn ihr irgendwann wieder selbst entscheiden wollt, solltet ihr irgendwann damit anfangen wollen... Dafür gibt es keine Richtzeitspanne. Das kann euch nur euer Gefühl sagen. Vielleicht möchtet ihr mal wieder allein zu Hause sein, allein einkaufen oder Ähnliches.
Habt keine Scheu dies euren Kümmerern zu sagen, und es wäre noch schöner, wenn sie eurem Wunsch erfreut und ohne das Gefühl des Weg-geschickt-Werdens entsprechen könnten.

Lasst euch nicht erdrücken...


Dienstag, 15. August 2017

Arten der Trauer: auf die Nerven...

Die Sonne scheint... das kann trösten, aber einem auch sehr auf die Nerven geht. Ihr versteht euch selbst nicht?

Die Leute um dich herum sind alle so gut gelaunt, und du verstehst das nicht bzw. kannst das einfach nicht ertragen?

Vergrabe dich ruhig beim schönsten Sonnenschein und halte dich von der guten Laune anderer fern. Du darfst das, und wenn das jemand nicht versteht, hat er Pech gehabt. Seid euch und euren Gefühlen treu!


Donnerstag, 10. August 2017

Menschen, die es gut meinen: Ablenker

Davon gibt es viele, und wir sind zu Beginn unserer harten Zeit tatsächlich auf sie angewiesen, je nachdem wie sehr es uns umhaut.

Grundsätzlich: Alle meinen es gut!

Trotzdem sind sie unsicher, und trotz allem Gutmeinens klappt es nicht unbedingt gut mit dem Gutmachen...

Deshalb habe ich mir überlegt, unsere Freunde mit ihren Ideen und Auswirkungen zu benennen.

Der Ablenker

Sie denken, es wäre besser, du kämst gar nicht zum Nachdenken, schlagen dir alles von Städtereisen, Shopping bis Kino und Theater usw. vor. Sicher ist es schön nach einer evtl. langen Zeit des Kümmerns nun selbst in einem Urlaub umsorgt zu werden. Wenn nicht grade mit ständigem Programm auf dem Zettel, ist das sicher für eine Zeit erholsam, aber:

Wie soll man sich da in seinem neuen Leben einfinden bzw. einleben ?

Trauer will gelebt werden. Sonst fällt man irgendwann um und ahnt nicht einmal mehr warum. Man könnte sagen, es ist wie eine Art verschleppte Krankheit, um die man sich nicht kümmert.

Nehmt euch die Zeit!


Sonntag, 6. August 2017

Die Arten der Trauer: Tränen

Tränen...

Seid ihr auch nicht grade der Mensch gewesen, der viel Tränen vergossen hat?

Und plötzlich ist alles ganz anders. Wenn ihr selbst lange mitgelitten habt, dann habt ihr euch zwar irgendwie daran gewöhnt, aber jetzt ist alles wieder ganz anders:

Man weint vielleicht nicht unbedingt allein, aber man hat den Eindruck, dass niemand mit euren Gefühlen mitkommt, egal wie nah er/sie euch ist. Vielleicht kommt ihr selbst nicht mehr mit.

Egal!

Es ist eben so. Denkt nicht großartig drüber nach, warum ihr jetzt schon wieder weint. Das ist alles ganz ok so. Hier gibt es kein Falsch oder Richtig, zu viel oder zu wenig.

Und ganz wichtig: Nicht herunterschlucken! Dann wird's später nur noch schlimmer...

Freitag, 4. August 2017

Das erste Jahr

... heilt nicht alle Wunden, aber sie hilft dennoch. Das berühmte Trauerjahr ist vermutlich eine Art Erfahrungswert eben auch durch viel Zeit gewonnen. Natürlich gilt das nicht für alle Hiergebliebenen.

Man hört auch, dass das erste Jahr sei das Schlimmste, besonders Geburtstage, Jahrestage und was auch immer für Tage... Denkt nicht zu viel drüber nach über diese ersten Tage ohne, sondern macht an ihnen etwas Schönes! Denkt nicht, an dem Tag könnte oder will keiner etwas mit euch anfangen. Dafür sind Freunde oder andere liebe Menschen da. Es muss nichts mit der Vergangenheit zu tun haben, wenn doch, dann quält euch nicht damit. Vergessen werden die Lieben schon nicht. Seid euch gewiss!

Fahrt irgendwo hin, wechselt die Tapeten, gönnt euch etwas. Ihr dürft diesen Tag mögen. Versagt euch nichts!



Mittwoch, 2. August 2017

Die Arten der Trauer: nicht dazu gehören...

Was Trauer ist und was doch nur Befindlichkeit, ist oftmals schwer zu erkennen. Fragt euch, ob diese Eindrücke und Emotionen neu sind oder extremer als sonst. Nein, ihr seid weder schwierig noch kompliziert - ihr seid krank.
Nicht umsonst habt ihr das Recht auf eine psychosomatische Reha und eine Gesprächstherapie.
Hey, ihr habt einen lieben Menschen verloren, oftmals auch DEN liebsten Menschen. Wir können nicht einfach so weitermachen, denn das Leben ist aufeinmal ein völlig anderes. Wir... brauchen... Zeit................................!

Kennt ihr das Gefühl des "Nicht-dazu-Gehörens"?

Ich war ganz erschrocken, als ich das nicht nur innerhalb von größeren Gruppen empfand, sondern auch in der Gesellschaft einer meiner besten Freundinnen. Raus musste ich, ganz schnell, sofort, weg von ihr, weg von allem, allein sein. Sonst wäre ich geplatzt...
Gedankenfetzen, wie "Was soll ich hier?", "Was hat das noch für eine  Sinn?", "Das ist hier nicht meins!"... Ja, das kann weiter gehen mit Wut auf das Leben, das Schicksal, Gott (welchem auch immer) und auch auf den Verstorbenen.
Hey, das darf man ruhig. Er weiß, dass ihr das nicht so meint.

Montag, 31. Juli 2017

Das Nervenkostüm

In der Tat, das hat sich bei mir verändert. Ich weiß natürlich nicht, ob es euch auch so geht, aber es gibt Tage, da liegen Lachen und Weinen sehr dicht beieinander, und das bei nur einem Gesprächsthema. Oder es fällt einem ein Begebenheit ein, die mit dem aktuellen Gespräch aber auch gar nichts zu tun hat. Auch die Gesprächs- und Gedankenthemen liegen oftmals wie Kraut und Rüben durcheinander.

Man redet mit Freunden oder der Familie über irgendetwas, was das Jetzt betrifft - und plötzlich ist da wieder eine Erinnerung. Nein, sie kommt einfach so daher, ganz ungewollt, und schon fließen wieder Tränen... oder man hat mal einen guten Moment erwischt, und man kann drüber lachen. Der kann in der kommenden Stunde schon wieder vorbei sein, und die Tränen kommen wieder...

Na, und?! Weint, weint, weint und weint noch einmal. Das soll euch nicht peinlich sein. Wenn ihr keine betretenen Gesichter um euch herum wollt, verlasst den Raum, aber weint. Das gehört dazu, und das darf auch so sein.
Aber schluckt den Kloß nicht herunter, nun weil ihr meint, ihr belastet eure Gesellschaft um euch herum. Genau die muss Verständnis dafür haben, denn sie ist ganz freiwillig bei euch. Also, haben eure Lieben diese Kröte zu schlucken. Eure ist immer noch viel größer, nicht wahr?

Ihr seid belastet, und wenn ihr das nicht zeigen dürft, läuft etwas falsch, und seid versichert: Jede heruntergeschluckte Träne kommt mindestens doppelt zurück.

Lasst euch eure Trauer nicht nehmen!



Samstag, 29. Juli 2017

Tagebuch oder Journaling

Hast du früher eines geführt?

Auch jetzt kann es dir helfen beim:


  • Nichtvergessen-Wollen von kleinen guten Erinnerungen.
  • Loswerden wollen von Tagen und Momenten, die einem immer wieder im Kopf herumspuken.
  • "Auskotzen", wie schrecklich alles ist.
  • Neue-Erfahrungen-Sammeln, egal ob gut oder schlecht. Ich bin sicher, dass es da - grade zu Beginn- immer wieder etwas Neues gibt. Man macht immer irgendetwas zum ersten Mal nachdem...
  • Revue-Passieren-Lassen der letzten Monate, denn es tut sich immer etwas in uns, alle paar Wochen oder Monate, denn wir führen ja nun ein neues Leben.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Die Arten von Trauer: Müdigkeit

Nein, ich spreche hier nicht von den fünf Phasen. Die wären noch einmal ein interessantes Thema für diesen Blog...

Wie taucht Trauer auf? Ich bin sicher, das ist noch nicht vollständig erforscht, denn letzten Endes ist das Thema unbequem, es gibt viele Querverbindungen zu anderen Problemen, und fühlen können sie letzten Endes nur wir Hiergebliebenen...

Ich fange mal an mit dem Thema Müdigkeit:

Ihr würdet gern mal wieder richtig schlafen? Ja, das habe ich mir zu Beginn auch gesagt. Nach zwei, drei kurzen Nächten mit nur ein paar Stunden, fällt man in der nächsten halbtot um, um dann am nächsten Morgen immer noch müde aufzuwachen, obwohl die errechnete Stundenzahl etwas Anderes vermuten lassen müsste. Ein Grund zum Stöhnen - ja, das dürft ihr.
Geht zum Hausarzt. Der kennt eure Situation, auch wenn es nicht immer so scheint. Zumindest medikamentös kann er direkt helfen. Vielleicht hat er ja noch den einen oder anderen Tipp. Hört ruhig zu, auch wenn es in eurem Kopf schreit: Der hat doch keine Ahnung!
Bei mir hat sich das inzwischen von allein gegeben, ganz ohne medikamentöse Nachhilfe.
Ich habe nächtelang den Fernseher laufen lassen, um das Schlafenmüssen zu entzerren, und zwischendurch bin ich immer wieder eingeschlafen. Es war vermutlich tröstlich für mich irgendwelche Stimmen zu hören. Ich mache das über den Tag oftmals auch. Da genügt auch das Radio. Es geht nur um die Kulisse.
Andere können gar keinen Sound ertragen und erholen sich in der Stille.
Versucht es einmal mit Meditation. Auch dabei kann man einschlafen, und das ist gut so.

Es gibt noch eine weitere Art von Müdigkeit, die ich bis dahin noch nie erfahren hatte. Es ist eine Art schwerster Erschöpfung, die nichts mit körperlichen, sondern mit psychischen Anstrengungen zu tun hat, aber sie wirkt sich auf den Körper aus. Die Glieder sind schwer wie blei, und der Kopf schreit auch nur noch nach dem Bett. Jegliches Dagegenangehen macht das Ganze nur noch schlimmer.
Weil jemand unbedingt einen Pflichtteil vom Erbe meines Mannes haben wollte, musste ich für den gegnerischen Anwalt seine ganzen Besitztümer auflisten und zudem noch die Einkäufe der letzten 10 Jahre durchforsten. Natürlich war das nicht körperlich anstrengend. Wie verwundert war ich jedoch, als Kopf und Hirn nur noch Badewanne und Bett riefen. Nicht einmal eine vernünftige Unterhaltung war möglich. Zum Glück war das nach anderthalb Tagen vorbei, aber Angst bekommt man schon.


Dienstag, 25. Juli 2017

Gar nicht weg!

Besonders wenn wir unser Liebstes in Krankheit begleitet haben und wir mit Hilfe unseres körpereigenen Adrenalins super funktionieren, kann es sein, dass es uns zunächst gar nicht so vorkommt, dass es nicht mehr da ist. Schließlich haben wir so viel mitgemacht, und da erscheint einem das ganz normale Leben manchmal erschreckend profan.

Ist euch euer Liebstes sehr nah gewesen, dann könnte es sich tatsächlich noch eine Zeit lang so anfühlen, als wäre es noch irgendwo auf dieser Welt. Ich kann bei mir ziemlich genau ein halbes Jahr verbuchen, indem ich mich nicht gewundert hätte, wenn sich der Schlüssel in der Tür gedreht und mein Mann im bescheidenen regelmäßigen Schritt die Treppe herausgekommen wäre. Genau deshalb hatte ich vermutlich manchmal das Gefühl, dass mich nichts erschüttern könnte - als wenn die Stärke, die einem eine gute Beziehung gibt, immer noch da wäre. Das passte so gar nicht zum tatsächlichen Verlust, und es gab sicher so einige Menschen in meinem Umkreis, die sich dies und das gedacht haben, wenn ich sagte: "Wieso? Er ist doch da!"

Ja, und? Sollen sie doch denken... ;-)

Sonntag, 23. Juli 2017

Etwas schaffen

Hat euch mal jemand den Tipp gegeben, aufzuschreiben, für was ihr in eurem Leben dankbar seid?

Das ist ganz gut und schön, kann jedoch eine große Sammlung von Dingen werden, die andere für dich getan haben, und das kann so geballt nicht nur zu Dankbarkeit führen, sondern auch zu einem schlechten Gewissen. Das müsst ihr nicht haben, denn letztendlich gehören auch zum Helfen immer zwei: einer, der sich helfen lässt und der andere, der ganz freiwillig seine Hilfe anbietet.

Aber wäre es nicht besser, wenn man nicht nur die Taten anderer sehen würde, sondern auch die eigenen...?

Wandelt den Tipp einfach ab und schreibt täglich 3 Dinge auf, die ihr selbst geschafft habt. Und wenn es nur das Kaffe kochen ist...

Diesen Tipp könnt ihr gern an alle (auch Nichttrauernde) weitergeben, für die das Glas immer halbleer statt halbvoll ist.


Üble Überraschungen

Es gibt eine Menge lieber Menschen, die es mit uns einfach nur gut meinen. Sie fragen sich ganz bestimmt intensiv, was uns trösten könnte...

Nein, es ist nicht der Blumenstrauß oder die Pralinenpackung, nein. Es sind z.B. die Fotos von unseren Liebsten, die plötzlich auf dem Tisch liegen oder Ton- u d Filmdokumente, die wir vielleicht noch nie oder ewig nicht gesehen haben.

Sie sollen eigentlich trösten, aber - überraschend aufgetaucht - erreichen sie bei mir das Gegenteil: Sie hauen mich erst einmal um. Mit den folgenden Tränen muss das Gegenüber erst einmal zurechtkommen, und das ist gut so.

Also, ihr Lieben, kündigt eure wohlgemeinten Überraschungen erst einmal an und lasst die Trauernde/ den Trauernden selbst entscheiden, ob sie dies oder jenes sehen wollen oder können.

Danke.

 

Freitag, 21. Juli 2017

Buchtipp

Achja, es gibt viele, und sicher ist dieses auch nicht für jeden bzw. jede etwas, aber ich finde es gibt einige gute Erklärungen für eigene Eindrücke, die einen fühlen lassen, dass man nicht allein ist...

Option B: Wie wir durch Resilienz Schicksalsschläge überwinden und Freude am Leben finden

  

Der Blick ins Buch lohnt sich schon einmal...