Montag, 31. Juli 2017

Das Nervenkostüm

In der Tat, das hat sich bei mir verändert. Ich weiß natürlich nicht, ob es euch auch so geht, aber es gibt Tage, da liegen Lachen und Weinen sehr dicht beieinander, und das bei nur einem Gesprächsthema. Oder es fällt einem ein Begebenheit ein, die mit dem aktuellen Gespräch aber auch gar nichts zu tun hat. Auch die Gesprächs- und Gedankenthemen liegen oftmals wie Kraut und Rüben durcheinander.

Man redet mit Freunden oder der Familie über irgendetwas, was das Jetzt betrifft - und plötzlich ist da wieder eine Erinnerung. Nein, sie kommt einfach so daher, ganz ungewollt, und schon fließen wieder Tränen... oder man hat mal einen guten Moment erwischt, und man kann drüber lachen. Der kann in der kommenden Stunde schon wieder vorbei sein, und die Tränen kommen wieder...

Na, und?! Weint, weint, weint und weint noch einmal. Das soll euch nicht peinlich sein. Wenn ihr keine betretenen Gesichter um euch herum wollt, verlasst den Raum, aber weint. Das gehört dazu, und das darf auch so sein.
Aber schluckt den Kloß nicht herunter, nun weil ihr meint, ihr belastet eure Gesellschaft um euch herum. Genau die muss Verständnis dafür haben, denn sie ist ganz freiwillig bei euch. Also, haben eure Lieben diese Kröte zu schlucken. Eure ist immer noch viel größer, nicht wahr?

Ihr seid belastet, und wenn ihr das nicht zeigen dürft, läuft etwas falsch, und seid versichert: Jede heruntergeschluckte Träne kommt mindestens doppelt zurück.

Lasst euch eure Trauer nicht nehmen!



Samstag, 29. Juli 2017

Tagebuch oder Journaling

Hast du früher eines geführt?

Auch jetzt kann es dir helfen beim:


  • Nichtvergessen-Wollen von kleinen guten Erinnerungen.
  • Loswerden wollen von Tagen und Momenten, die einem immer wieder im Kopf herumspuken.
  • "Auskotzen", wie schrecklich alles ist.
  • Neue-Erfahrungen-Sammeln, egal ob gut oder schlecht. Ich bin sicher, dass es da - grade zu Beginn- immer wieder etwas Neues gibt. Man macht immer irgendetwas zum ersten Mal nachdem...
  • Revue-Passieren-Lassen der letzten Monate, denn es tut sich immer etwas in uns, alle paar Wochen oder Monate, denn wir führen ja nun ein neues Leben.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Die Arten von Trauer: Müdigkeit

Nein, ich spreche hier nicht von den fünf Phasen. Die wären noch einmal ein interessantes Thema für diesen Blog...

Wie taucht Trauer auf? Ich bin sicher, das ist noch nicht vollständig erforscht, denn letzten Endes ist das Thema unbequem, es gibt viele Querverbindungen zu anderen Problemen, und fühlen können sie letzten Endes nur wir Hiergebliebenen...

Ich fange mal an mit dem Thema Müdigkeit:

Ihr würdet gern mal wieder richtig schlafen? Ja, das habe ich mir zu Beginn auch gesagt. Nach zwei, drei kurzen Nächten mit nur ein paar Stunden, fällt man in der nächsten halbtot um, um dann am nächsten Morgen immer noch müde aufzuwachen, obwohl die errechnete Stundenzahl etwas Anderes vermuten lassen müsste. Ein Grund zum Stöhnen - ja, das dürft ihr.
Geht zum Hausarzt. Der kennt eure Situation, auch wenn es nicht immer so scheint. Zumindest medikamentös kann er direkt helfen. Vielleicht hat er ja noch den einen oder anderen Tipp. Hört ruhig zu, auch wenn es in eurem Kopf schreit: Der hat doch keine Ahnung!
Bei mir hat sich das inzwischen von allein gegeben, ganz ohne medikamentöse Nachhilfe.
Ich habe nächtelang den Fernseher laufen lassen, um das Schlafenmüssen zu entzerren, und zwischendurch bin ich immer wieder eingeschlafen. Es war vermutlich tröstlich für mich irgendwelche Stimmen zu hören. Ich mache das über den Tag oftmals auch. Da genügt auch das Radio. Es geht nur um die Kulisse.
Andere können gar keinen Sound ertragen und erholen sich in der Stille.
Versucht es einmal mit Meditation. Auch dabei kann man einschlafen, und das ist gut so.

Es gibt noch eine weitere Art von Müdigkeit, die ich bis dahin noch nie erfahren hatte. Es ist eine Art schwerster Erschöpfung, die nichts mit körperlichen, sondern mit psychischen Anstrengungen zu tun hat, aber sie wirkt sich auf den Körper aus. Die Glieder sind schwer wie blei, und der Kopf schreit auch nur noch nach dem Bett. Jegliches Dagegenangehen macht das Ganze nur noch schlimmer.
Weil jemand unbedingt einen Pflichtteil vom Erbe meines Mannes haben wollte, musste ich für den gegnerischen Anwalt seine ganzen Besitztümer auflisten und zudem noch die Einkäufe der letzten 10 Jahre durchforsten. Natürlich war das nicht körperlich anstrengend. Wie verwundert war ich jedoch, als Kopf und Hirn nur noch Badewanne und Bett riefen. Nicht einmal eine vernünftige Unterhaltung war möglich. Zum Glück war das nach anderthalb Tagen vorbei, aber Angst bekommt man schon.


Dienstag, 25. Juli 2017

Gar nicht weg!

Besonders wenn wir unser Liebstes in Krankheit begleitet haben und wir mit Hilfe unseres körpereigenen Adrenalins super funktionieren, kann es sein, dass es uns zunächst gar nicht so vorkommt, dass es nicht mehr da ist. Schließlich haben wir so viel mitgemacht, und da erscheint einem das ganz normale Leben manchmal erschreckend profan.

Ist euch euer Liebstes sehr nah gewesen, dann könnte es sich tatsächlich noch eine Zeit lang so anfühlen, als wäre es noch irgendwo auf dieser Welt. Ich kann bei mir ziemlich genau ein halbes Jahr verbuchen, indem ich mich nicht gewundert hätte, wenn sich der Schlüssel in der Tür gedreht und mein Mann im bescheidenen regelmäßigen Schritt die Treppe herausgekommen wäre. Genau deshalb hatte ich vermutlich manchmal das Gefühl, dass mich nichts erschüttern könnte - als wenn die Stärke, die einem eine gute Beziehung gibt, immer noch da wäre. Das passte so gar nicht zum tatsächlichen Verlust, und es gab sicher so einige Menschen in meinem Umkreis, die sich dies und das gedacht haben, wenn ich sagte: "Wieso? Er ist doch da!"

Ja, und? Sollen sie doch denken... ;-)

Sonntag, 23. Juli 2017

Etwas schaffen

Hat euch mal jemand den Tipp gegeben, aufzuschreiben, für was ihr in eurem Leben dankbar seid?

Das ist ganz gut und schön, kann jedoch eine große Sammlung von Dingen werden, die andere für dich getan haben, und das kann so geballt nicht nur zu Dankbarkeit führen, sondern auch zu einem schlechten Gewissen. Das müsst ihr nicht haben, denn letztendlich gehören auch zum Helfen immer zwei: einer, der sich helfen lässt und der andere, der ganz freiwillig seine Hilfe anbietet.

Aber wäre es nicht besser, wenn man nicht nur die Taten anderer sehen würde, sondern auch die eigenen...?

Wandelt den Tipp einfach ab und schreibt täglich 3 Dinge auf, die ihr selbst geschafft habt. Und wenn es nur das Kaffe kochen ist...

Diesen Tipp könnt ihr gern an alle (auch Nichttrauernde) weitergeben, für die das Glas immer halbleer statt halbvoll ist.


Üble Überraschungen

Es gibt eine Menge lieber Menschen, die es mit uns einfach nur gut meinen. Sie fragen sich ganz bestimmt intensiv, was uns trösten könnte...

Nein, es ist nicht der Blumenstrauß oder die Pralinenpackung, nein. Es sind z.B. die Fotos von unseren Liebsten, die plötzlich auf dem Tisch liegen oder Ton- u d Filmdokumente, die wir vielleicht noch nie oder ewig nicht gesehen haben.

Sie sollen eigentlich trösten, aber - überraschend aufgetaucht - erreichen sie bei mir das Gegenteil: Sie hauen mich erst einmal um. Mit den folgenden Tränen muss das Gegenüber erst einmal zurechtkommen, und das ist gut so.

Also, ihr Lieben, kündigt eure wohlgemeinten Überraschungen erst einmal an und lasst die Trauernde/ den Trauernden selbst entscheiden, ob sie dies oder jenes sehen wollen oder können.

Danke.

 

Freitag, 21. Juli 2017

Buchtipp

Achja, es gibt viele, und sicher ist dieses auch nicht für jeden bzw. jede etwas, aber ich finde es gibt einige gute Erklärungen für eigene Eindrücke, die einen fühlen lassen, dass man nicht allein ist...

Option B: Wie wir durch Resilienz Schicksalsschläge überwinden und Freude am Leben finden

  

Der Blick ins Buch lohnt sich schon einmal...